Erste Bemühungen zum Erwerb des Geländes


Fortgesetztes Engagement

1984 erhielten die Lagergemeinschaft, die VVN-BdA, der DGB und der BUND tatkräftige Unterstützung bei ihren Bemühungen um die Gedenkstätte in Osthofen durch den Christlichen Friedensdienst (cfd), deutscher Zweig in Frankfurt am Main.

Diese Organisation trug sich mit dem Gedanken, Grundstück und Gebäude des ehemaligen Konzentrationslagers in Osthofen zu erwerben, um dort einen Ort für Work-Camps, eine Dokumentations- und Begegnungsstätte sowie eine Ausbildungswerkstatt für arbeitslose Jugendliche zu schaffen. Man trat in Verhandlungen mit der Familie des Eigentümers, und diese zeigte sich am Verkauf interessiert. Intern versuchte man in dieser Zeit beim cfd, die Voraussetzungen für einen solch großen Schritt, wie es der Kauf des Geländes darstellte, zu schaffen. Man beschloss die Einrichtung eines Arbeitsschwerpunktes „Projekt Osthofen“ und beantragte beim zuständigen Arbeitsamt eine ABM-Stelle für dessen Geschäftsführung. Außerdem trat der cfd in Kontakt mit der Evangelischen Kirchengemeinde in Osthofen und unterbreitete dem Kirchenvorstand den Plan, im ehemaligen Konzentrationslager eine Dokumentations- und Gedenkstätte, eine Jugendbegegnungsstätte sowie eine Ausbildungswerkstätte für arbeitslose Jugendliche einzurichten.

Die Kirchengemeinde zeigte sich grundsätzlich interessiert, war aber vor allem auch darauf bedacht, dass die Ängste und Befürchtungen der Osthofener Bürger Gehör fanden. Sie lud daher alle Interessierten zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung am 21. November 1984 ein. Der Mainzer Kulturdezernent Dr. Anton M. Keim hielt einen historischen Vortrag über die Geschichte des KZ Osthofen. Die anschließende Aussprache zeigte schnell, dass es vor Ort noch Gesprächsbedarf gab. Etliche Bürgerinnen und Bürger artikulierten ihre Ängste, ihre Bedenken, bis hin zur grundsätzlichen Ablehnung jenes Vorhabens.

 

Erstes Logo des "Projektes Osthofen", 1985

Der Gesprächskreis Projekt Osthofen

Doch die Pläne für eine Gedenkstätte in Osthofen nahmen bald konkretere Formen an. Wiederum auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde fanden sich Einwohner Osthofens, Vertreter politischer Parteien, des DGB, des BUND, der VVN/BdA, der Lagergemeinschaft ehemaliger Insassen und des cfd, sowie andere Interessenten zu einem ersten Treffen eines „Gesprächskreises Projekt Osthofen“ zusammen. Nach der Genehmigung einer ABM-Stelle konnte vom cfd eine Geschäftsstelle „Projekt Osthofen“ eingerichtet werden, die seit dem 1. Juli 1984 von Heribert Fachinger geleitet wurde. Zur weiteren Unterstützung des Vorhabens wandte sich das „Projekt Osthofen“ an das Land Rheinland-Pfalz. Das zuständige Ministerium für Wirtschaft und Verkehr sah jedoch für die Errichtung einer Ausbildungsstätte im ehemaligen Konzentrationslager Osthofen keinen Bedarf, da genügend Einrichtungen dieser Art vorhanden seien. Auch die Initiative für eine internationale Begegnungsstätte wurde negativ beurteilt.

Währenddessen wurden die Treffen des „Gesprächskreises Osthofen“ fortgesetzt. Daneben begann man 1986 auch mit der inhaltlichen Arbeit. Am 1. Februar 1986 nahm Angelika Arenz-Morch, Diplomsoziologin, ebenfalls im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ihre Arbeit in Osthofen auf. Sie begann zunächst damit, Archivmaterial des verstorbenen Vorsitzenden der Lagergemeinschaft zu sichten und dokumentarisch aufzuarbeiten. Ihre weitere Aufgabe bestand darin, eine Dokumentation der Geschichte des Konzentrationslagers Osthofen zu erstellen. Seit 1985 bestanden Kontakte zwischen dem cfd und Prof. Dr. Eike Hennig von der Gesamthochschule Kassel, der sich im Rahmen seines Sammelbandes „Hessen unterm Hakenkreuz“ auch ausführlich mit Osthofen beschäftigt hatte. Eine Arbeitsgruppe der Gesamthochschule Kassel interviewte 1985 und 1986 noch lebende Häftlinge des KZ Osthofen, diese Arbeit wurde ab 1986 von Angelika Arenz-Morch fortgeführt.

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