Anfang 1986 wurden konkrete Schritte zur Vereinsgründung eingeleitet. Die sich engagierenden Verbände und Institutionen waren neben dem cfd der DGB Rheinland-Pfalz, die Lagergemeinschaft ehemaliger Insassen des KZ Osthofen, die VVN-BdA Rheinland-Pfalz, der BUND Rheinland-Pfalz und die Evangelische Kirchengemeinde Osthofen. Die Initiative bat in einem Schreiben alle Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung von Osthofen um Unterstützung, erzielte jedoch nur einen geringen Erfolg.
Zwar betonten alle Fraktionen die Wichtigkeit des Themas, zu einer direkten Unterstützung des Projektes konnte man sich jedoch nicht durchringen. Die Evangelische Kirchengemeinde versuchte stattdessen die katholische Kirche in Osthofen für das Projekt zu gewinnen. Zwar war auch die katholische Gemeinde an einer Aufrechterhaltung der Erinnerung an das ehemalige KZ Osthofen interessiert, konnte sich aber zu diesem Zeitpunkt lediglich eine Zusammenarbeit in Form von Gesprächsabenden, Ausstellungen, Gottesdiensten usw. vorstellen.
Zwei Institutionen, die bisher sehr aktiv für das Projekt Osthofen tätig gewesen waren, traten bei der Vereinsgründung den Rückzug an: Die Evangelische Kirchengemeinde, die noch im März 1986 die vollständige Unterstützung des Projektes erklärt hatte, zog sich zurück, da „Viele Osthofener Bürger nicht verstehen [könnten], dass ausgerechnet die Kirchengemeinde Osthofen am Zustandekommen dieses Projektes so interessiert sei. [...]“ Der Kirchenvorstand beschloss mit 4 Ja - 8 Nein - 2 Enthaltungen, dem Förderverein nicht beizutreten.
Auf die Bitte um Erklärung erhielt das „Projekt Osthofen“ folgende Antwort als Begründung für diesen Meinungswechsel: „Seit dem Beschluss vom 04.03.1986 hat der Kirchenvorstand den Eindruck gewonnen, sich von der überwiegenden Mehrheit der Gemeinde zu weit entfernt zu haben.“ Der Ausstieg der Evangelischen Kirchengemeinde aus dem Projekt blieb damit endgültig.
Auch der BUND beschloss im Juni 1986, nicht mehr weiter an dem Vorhaben teilzunehmen. Grund dafür war eine zu starke Dominanz des DGB im zu gründenden Verein. An einer ideellen Förderung der „Sache“ war er jedoch nach wie vor interessiert, nur die aktive Teilnahme an dem Projekt erschien nicht mehr erstrebenswert.
Gründung des Fördervereins
Am 16. Oktober 1986 gründeten die vier verbliebenen Verbänden und Vereinigungen den „Förderverein Projekt Osthofen e.V. Initiative für Dokumentationsstätte, Begegnungsstätte und Ausbildungswerkstatt im ehemaligen Konzentrationslager Osthofen“. Die Gründung des Fördervereins fand reichlich Niederschlag in der Presse, sowohl regional als auch überregional.
Noch vor der Vereinsgründung erschien im September 1986 die vom Projekt Osthofen/cfd herausgegebene Publikation unter dem Titel „Osthofen - Erinnern und Vergegenwärtigen“, bearbeitet von Angelika Arenz-Morch, Eike Hennig in Zusammenarbeit mit Herbert Bauch und Thomas Schlegel-Batton. Die Titelgestaltung, eine Farbradierung der Mainzer Künstlerin Gertrude Degenhardt mit dem Titel „SO SOLL ES BLEIBEN“, die Hitler als Vogelscheuche zeigt, stieß auf vielfältige Ablehnung seitens der Bevölkerung.
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