Karl Nord


"Wer Hitler wählt, wählt den Krieg"

Karl Nord wird am 10. Januar 1912 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Während seiner Ausbildung zum Laboranten tritt er 1926  der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) bei. 1932 wechselt Nord zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP), einer kleineren Abspaltung der SPD, die sich für eine Einheitsfront der Gewerkschaften und linken Parteien gegen den aufkommenden Nationalsozialismus einsetzt.

Karl Nord, 1932
Quelle: SPD-Stadtverband Ludwigshafgen am Rhein

Nach dem 30. Januar 1933 beteiligt sich Nord in der Widerstandsorganisation der SAP. Über den Aufbau erzählt er: „Alle Gruppen waren in Dreier-Zellen aufgeteilt. Nur über einen Verbindungsmann hatten die Zellen miteinander Kontakt. Zur Tarnung wurden Decknamen benützt [sic]“. Mit Hilfe dieser Strategie gelingt es der SAP, sich sehr lange des Zugriffs der Gestapo zu entziehen.

Die Gruppe erhält illegale Schriften von den Auslandsbüros in Basel und Prag. Diese werden von den Aktivisten an Genossen weiterverteilt oder mit der Post verschickt. Ein weit verbreitetes Beispiel hierfür ist „Das Banner der revolutionären Einheit“, welches im Kleinstformat und auf Dünndruckpapier im Ausland hergestellt und dann nach Mannheim geschleust wird.
Nord beteiligt sich auch an einer Aktion anlässlich des Besuches Hitlers in Ludwigshafen 1936: Am Vorabend verteilen er und sechs weitere Personen mit dem Fahrrad überall in der Stadt Klebestreifen mit der Aufschrift „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg“.

1938 gelingt es der Gestapo, einen Spitzel in die SAP einzuschleusen. Nord wird zusammen mit mehreren Mitstreitern am 8. September 1938 verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis nach Mannheim gebracht. Am 7. Juni 1939 findet der Prozess gegen ihn, Heinrich May und Johannes Nistler wegen Vorbereitung zum Hochverrat vor dem „Volksgerichtshof“ im Mannheimer Schloss statt. Nord erzählt über den Prozessverlauf:

„Die Richter und später der Staatsanwalt machten die nicht vorhandene Öffentlichkeit darauf aufmerksam, dass wir uns durch unser Verhalten dem friedfertigen Aufbau der deutschen Nation entzogen hätten, indem wir den Greuelmärchen ausländischer Verbrecher gefolgt seien. Wir wären dadurch selbst zu gemeinen Verbrechern geworden. Es sei die Aufgabe der deutschen Justiz, im Namen unseres Führers aufzuräumen und lodernde Flammen im Keime zu ersticken. Alle drei Angeklagten hätten geglaubt, unser geliebter Führer wolle sein geliebtes, wiederaufgebautes Deutschland in einen Krieg ziehen. Erbärmliche Kreaturen, wie diese drei Angeklagten, hätten sich durch die Weiterverbreitung gemeiner Lügen schuldig gemacht.“

Die Richter verurteilen Nord zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus.
Am 7. Oktober 1941 wird Karl Nord aus der Haft entlassen. Er ist zunächst „wehrunwürdig“ und muss sich bei der Gestapo regelmäßig melden. Am 4. Januar 1943 erfolgt die Einberufung in das berüchtigte „Strafbataillon 999“, eine Einheit, die an die gefährlichsten Abschnitte der Front geschickt wird. Nord überlebt und gerät im April 1945 in der Nähe von Bremen in britische Kriegsgefangenschaft.

In der Nachkriegszeit arbeitet Karl Nord als Leiter des Kultur- und Presseamtes der Stadt Ludwigshafen. Für seine Leistungen erhält er 1977 das Bundesverdienstkreuz. Am 11. April 2003 stirbt Nord in Ludwigshafen.

 

Biographische Kurzinformation:

  • 1912 10. Januar: Geboren in Ludwigshafen
  • 1926 Eintritt in die SAJ
  • 1932 Wechsel zur SAP
  • 1933-1938 Widerstandsarbeit in der SAP
  • 1938 8. September: Verhaftung
  • 1939 7. Juni: Verurteilung wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“
  • 1941 7. Oktober Haftentlassung
  • 1943-1945 „Strafbataillon 999“
  • ab 1945 1. November: Leiter des Kultur- und Presseamtes der Stadt Ludwigshafen
  • 1977 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
  • 2003 11. April: Tod in Ludwigshafen

 

Quellen:
Nord, Karl: Im Kampf gegen das Unrecht und für die Freiheit. Erlebnisse und Erfahrungen eines politischen Gefangenen unter der NS-Diktatur. Mit Gedichten des Autors. Eingeleitet und bearbeitet von Günter Braun, herausgegeben vom SPD-Stadtverband Ludwighshafen, 1986. Stadtarchiv Ludwigshafen, Best. Y3-1891. Beecker, Klaus: Die KPD in Rheinland-Pfalz 1946-1956, Mainz 2001.

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