Robert Weber


 "Ich wollte überleben und nach Hause"

Robert Weber wird am 2. Juni 1913 in Mannheim geboren. Dort wächst er bei seiner Mutter in bescheidenen Verhältnissen auf. Der Vater wird schon 1914 im Krieg vermisst, erst 1920 heiratet die Mutter erneut. Nach seinem Volksschulabschluss beginnt Weber 1928 eine Lehre als Bau- und Kunstschlosser. Im selben Jahr wird er Mitglied der Gewerkschaft und des Arbeiter-Turn- und Sportbundes.

1929 tritt Weber der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) bei, doch diese ist ihm schon bald nicht mehr radikal genug: „Ich wollte mich am Kampf gegen den Nationalsozialismus beteiligen. Diese Jugend der SPD hatte den Ernst der Stunde nicht begriffen. Mit Spielen – Tanz und Wandern verbrachte sie die Zeit. Sie glaubten nicht, dass Hitler je an die Macht käme.“ 1931 wechselt Weber zum Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD).

 

 

Robert Weber 1945, Ausschnitt
Quelle: Dr. Jürgen Weber

Bereits während der unruhigen und gewalttätigen Endphase der Weimarer Republik verhaftet man Weber im November 1932, lässt ihn aber nach kurzer Zeit aufgrund der so genannten Schleicher-Amnestie, welche politische Straftäter (mit Ausnahme von Tötungsdelikten) begnadigte, wieder frei. Mit Hitlers „Machtergreifung“ beginnt die Verfolgung der Kommunisten: „Wir versuchten trotz Terror, Widerstand gegen Hitler zu organisieren, ohne Erfolg. Wir schrieben nachts Parolen an Wände, verteilten Flugblätter usw.“

Doch Weber bleibt nicht lange unentdeckt: Ein illegaler Kurier, der auf dem Weg von Berlin nach Mannheim verhaftet wird, hat auch seine Adresse bei sich. Am 7. März 1934 wird Robert Weber verhaftet und am 14. Juni 1934 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu achtzehn Monaten Haft verurteilt.
Die Haftbedingungen sind extrem hart: „Fast die ganze Zeit war ich in Einzelheit, wo ich mit niemand reden konnte. […] Im März bekam ich 2 Monate Briefsperre wegen unerhörter Bemerkungen.“

Auch nach dem Ende der Haftzeit kommt Weber nicht frei: Vor den Toren wartet schon die Gestapo auf ihn und nimmt ihn sofort in „Schutzhaft“. Weber wird in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Auf dem Schutzhaftbefehl wurde als Grund eingetragen: „Da zu erwarten ist, dass Weber im Falle seiner Freilassung sich wieder kommunistisch betätigt und er eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung bildet, wird er nach der Verbüßung seiner Straftat in Schutzhaft genommen.“

Erst im Dezember 1937 ist er wieder ein freier Mann. Er darf erneut bei seinem alten Meister arbeiten, wird aber von den öffentlichen Behörden überwacht.
1942 zunächst als „wehrunwürdig“ erklärt, wird Weber schließlich am 6. Juni 1943 in das „Bewährungsbataillon 999“ eingezogen. Über seinen Einsatz in dieser Einheit macht er sich keine Illusionen: „999 heißt Überlebenschancen 1:999. […] Ein Hauptmann sagte einmal: die 999er haben sich erst bewährt, wenn sie unter dem Boden liegen. Ich bin gewiss, dass so genannte Tapferkeit nur aus dem Willen zur Selbsterhaltung entspringt. Ich wollte überleben und nach Hause.“

Weber wird auf dem Balkan und in Russland als Brückenpionier eingesetzt. Er überlebt mehrere brenzlige Situationen nur knapp und gerät am 7. Mai 1945 bei Johnsdorf in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg wird er Mitglied der KPD und ist im rheinland-pfälzischen Landesvorstand. Da Weber die unter dem Einfluss der Sowjetunion stehende Parteilinie der Kommunisten nicht mittragen will, folgt bereits 1951 sein Austritt. Er stirbt mit 78 Jahren in Ludwigshafen.

 

 Biographische Kurzinformation:

  • 1913 2. Juni: Geboren in Mannheim
  • 1928 Schlosserlehre in Ludwigshafen, Beitritt zur Gewerkschaft
  • 1929 Eintritt in die SAJ
  • 1931 Wechsel zum KJVD
  • 1932 November: Verhaftung wegen Hochverrat, Amnestie
  • 1934 Verhaftung, Prozess und Verurteilung zu achtzehn Monaten Gefängnis
  • 1935 bis 1937 Haft im KZ Dachau
  • 1943 bis 1945 „Strafbataillon 999“
  • Nach 1945: Eintritt in die KPD
  • 1947 KPD-Landesvorstand Rheinland-Pfalz, Vorsitzender der FDJ
  • 1948 bis 1951 hauptamtlicher KPD-Kreissekretär in Ludwigshafen
  • 1951 Austritt aus der KPD
  • ab 1956 Schlossermeister in der BASF
  • 1991 August: Tod in Ludwigshafen

 

 Quellen:
Weber, Robert: Das war mein Leben. Erinnerungen von Robert Weber (1913-1991) aus Ludwigshafen am Rhein, 1983; Weber, Robert: Briefe aus meiner politischen Gefangenschaft 7.3.1934-22.12.1937, hrsg. von Dr. Jürgen Weber, 1992; Weber, Dr. Jürgen: Wir packen das Leben mit beiden Händen...Die Lebensgeschichte von Robert und Gertrud Weber, aufgeschrieben und zusammengestellt von ihrem Sohn Jürgen Weber, Neuengörs 2011. Stadtarchiv Ludwigshafen Bestan N1/56.

 

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