Georg K. Glaser


 "Ich war niemals ein wirklicher Parteikommunist"

Georg Glaser wird am 30. Mai 1910 als Sohn des Postbeamten Georg Glaser und dessen Frau Katharina in Guntersblum geboren. Schon früh ist die Beziehung zum Vater problematisch: Dieser ist gewalttätig und hat nichts übrig für die künstlerischen Talente seines Sohnes, der sich daher nur bei der Verwandtschaft der Mutter aus Dolgesheim zuhause fühlt. Die Familie siedelt 1912 nach Worms um, wo er die Volksschule und kurzzeitig auch die Oberrealschule besucht. Er gilt als Rebell und durchläuft mehrere Erziehungsheime. Als Schriftsteller wird er sich in Erinnerung an seine Mutter Katharina Georg K. Glaser nennen.

 

 

Georg Glaser Anfang der 1930er, Ausschnitt
Quelle: Wolff, KD/ u.a. (Hrsg.): Georg K. Glaser. Zeuge seiner Zeit, Stroemfeld-Verlag, FFFM, S. 75.

1927 tritt Glaser in Frankfurt am Main dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) bei. Auch hier beweist er Eigensinn und ordnet sich ungern einer Autorität unter. Er selbst sagt über diese Zeit:  „Ich war niemals ein wirklicher Parteikommunist… In ‚Geheimnis und Gewalt’ habe ich Orte und Ereignisse dichterisch zusammengefasst, und so habe ich auch als typisch beschrieben, dass man Kommunist war. Und man war es auch stimmungsgemäß.“

Nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit der Polizei wird er verhaftet und zu neun Monaten Gefängnis wegen Landfriedensbruch verurteilt. In der Haft beginnt er seine literarische Tätigkeit. Die „Rote Hilfe“ der KPD, die in Worms eine rege Tätigkeit entfaltet, betreut Glaser.
1930 aus der Haft entlassen, tritt Glaser in Frankfurt der KPD bei. In der Endphase der Weimarer Republik kommt es auch in Worms ständig zu gewaltsamen Zusammenstößen.

Die immer stärker werdende NSDAP mit ihrer Schlägertruppe SA erhöht stetig den Druck besonders auf die linken Parteien. Die Kommunisten stellen mit dem Rotfrontkämpferbund (RFB) einen eigenen paramilitärischen Verband auf. Es gibt zahlreiche Verletzte, manchmal sogar Tote. Glaser beteiligt sich an den Schlägereien und verarbeitet seine Eindrücke später in seinem Roman „Geheimnis und Gewalt“.

Nach der „Machtergreifung“ flüchtet Glaser im März 1933 ins Saargebiet. Dort kommt es 1934 zum Bruch mit der KPD. Im Anschluss an das Saarreferendum 1935 flieht Glaser weiter nach Paris und später in die Normandie, wo er als Kupferschmied bei der französischen Staatsbahn arbeitet. 1939 wird er zum französischen Militärdienst eingezogen und kämpft im Mai 1940 gegen die in Frankreich einmarschierende Wehrmacht. Unter dem Namen „Georg Martin“ gerät Glaser in deutsche Kriegsgefangenschaft. Während des gesamten Krieges gelingt es ihm, seine wahre Identität zu verbergen.

Nach Kriegsende bleibt Georg K. Glaser in Frankreich und setzt sich für die deutsch-französische Arbeitergemeinschaft ein. Er stirbt am 18. Januar 1995 in Paris.

 

 

Biographische Kurzinformation:

 

  • 1910 30. Mai: Geboren in Guntersblum
  • 1912 Umzug nach Worms
  • 1926 Erster von mehreren Heimaufenthalten; Vagabundenleben in Worms, Speyer und  Frankfurt
  • ab 1927 Mitglied des KJVD
  • 1929 Entlassung aus dem Heim wegen „Unverbesserlichkeit“; Verurteilung wegen Landfriedensbruch, Beginn seiner literarischen Tätigkeit
  • 1933 Flucht ins Saarland
  • 1934 Bruch mit der KPD
  • 1935 Emigration nach Frankreich, Arbeit bei der Staatsbahn
  • 1939 Einberufung in die französische Armee, 129. Infanterieregiment, Le Havre
  • 1940 Deutsche Kriegsgefangenschaft unter dem Namen Georg Martin
  • 1943 Flucht aus dem Gefangenenlager Görlitz, Festnahme bei Straßburg, Internierung in diversen Lagern
  • 1945 Mai Rückkehr nach Paris, Fließbandarbeiter bei Renault
  • ab 1947 Engagement in der Deutsch-Französischen Arbeiterbewegung
  • 1992 Oktober: Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz, weitere Auszeichnungen folgen
  • 1995 18. Januar: Tod in Paris

 

 

Quellen:
Wolff, KD/Gallé, Volker/Staab, Dorette/ Diekamp, Busso (Hrsg.): Georg K. Glaser. Zeuge seiner Zeit, Schmied und Schriftsteller, Guntersblum 1910 – 1995 Paris. Eine Ausstellung der Stadtbibliothek Worms, Stroemfeld-Verlag, Frankfurt am Main/Basel 1997. Glaser, Georg K.: Geheimnis und Gewalt. Ein Bericht, Stuttgart 1953. http://www.georg-k-glaser.de (Website des Kulturvereins Guntesblum: http://www.kulturverein-guntersblum.de).
 

 

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