Die Verfolgung der Familie Seghers-Reiling


und ihre Spuren in der Literatur

Historischer Vortrag von Hans Berkessel mit anschließender Lesung aus der Erzählung „Der Ausflug der toten Mädchen“ von Anna Seghers durch die Mainzer Staatsschauspielerin Gaby Reichardt

Das Ehepaar Hedwig und Isidor Reiling
Foto: Archiv Ruth Radvanyi

Isidor Reiling (1868–1940) betrieb zusammen mit seinem Bruder Hermann eine international erfolgreiche Kunst- und Antiquitätenhandlung am Flachsmarkt 2. Hedwig Reiling (1880– 1942) stammte aus der angesehenen und weit verzweigten jüdischen Frankfurter Kaufmannsfamilie Fuld.
Netty Reiling (1900–1983), ihre einzige Tochter, wurde später unter dem Pseudonym Anna Seghers zur weltberühmten Schriftstellerin.
Nach 1933 begann auch für die Reilings eine Zeit der Diskriminierung und Verfolgung. Das Geschäftshaus am Flachsmarkt 2/4 wurde, wie viele andere Privatwohnungen jüdischer Familien, in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 beschädigt und später „arisiert“. Auch die Reilings mussten im März 1939 ihren Schmuck und ihr Silberbesteck abliefern. Nach dem Novemberpogrom mussten sie ihre eigenen Wohnungen verlassen und wurden in so genannten „Judenhäusern“ auf engstem Raum zusammengepfercht. Hedwig und Isidor Reiling lebten zuletzt in der Taunusstraße 31, Flora und Hermann in der Kaiserstraße 32, direkt neben der Gestapo-Zentrale (Nr. 31). Am 30. März 1942 wurde Hedwig Reiling nach Piaski bei Lublin/Polen deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Der ältere  Bruder Hermann Reiling starb am Tag des Transports; seine Frau Flora wurde wenige Monate später am 27. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 21. Februar 1943 starb.
Anna Seghers/Netty Reiling, selbst als Jüdin und linke Schriftstellerin doppelt bedroht, hatte sich auf ihrer Flucht über Paris und Marseille nach Mexiko vergeblich bemüht, ihre Mutter zu retten. In ihrer Erzählung „Der Ausflug der toten Mädchen“, setzte sie ihr ein literarisches Denkmal.


Eine Begleitveranstaltung der Ausstellung "Legalisierter Raub - Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen und Rheinhessen 1933-1945"

Termin, Zeit: 
Dienstag, 5. Februar 2014, 19.00 Uhr

Ort:
Mainz, Ratssaal Stadt Mainz

Zielgruppe:
Alle Interessierten

Veranstalter:
Verein für Sozialgeschichte Mainz e. V., Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e. V., Kulturdezernat der Landeshauptstadt Mainz, Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V./Rhein-Main

Info und Anmeldung:
Gedenkstätte KZ Osthofen, Tel. 06242-910810, E-Mail: info@ns-dokuzentrum-rlp.de

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