"Verwehte Spuren - jüdisches Leben in Lampertheim" mit dem Förderverein Projekt Osthofen e.V.


Am Dienstag, den 26.10.2021 war der Förderverein Projekt Osthofen e.V. zu Gast in Lampertheim. Im Rahmen der Aktionswoche "Verwehte Spuren - jüdisches Leben in Lampertheim", in der zwischen dem 25. Oktober un 9.November eine Vielzahl von Veranstaltung und Aktionen im hessischen Lampertheim stattfinden, hielt der pädagogische Mitarbeiter der Gedenkstätte KZ Osthofen Fabian Meyer einen Vortrag über jüdische Häftlinge im KZ Osthofen.

Fabian Meyer vor dem Vortrag
Foto: Förderverein Projekt Osthofen e.V.

In diesem ging er u.a. auf den schon in der Frühphase der nationalsozialistischen Herrschaft virulenten Antisemitismus ein, der in kürzester Zeit dazu führte, dass Jüdinnen und Juden von vermeintlichen Freund*innen, Nachbar*innen oder Bekannten verachtet, misshandelt und denunziert wurden. So konnten im KZ Osthofen, in dem zunächst nur politische Gegner des Nationalsozialismus eingesperrt wurden, bereits ab Sommer 1933 jüdische Häftlinge vorgefunden werden, die aus eindeutig antisemitischen Gründen verhaftet worden waren. 

Im KZ Osthofen selbst behandelte die SA- und später SS-Wachmannschaft die jüdischen Häftlinge deutlich schlechter als die anderen Häftlinge. Sie mussten besonders erniedrigende Arbeiten verrichten und wurden an Feiertagen, an denen gläubige Juden fasten, gezwungen, Schweinefleisch zu essen, also doppelt gegen die Gebote ihres Glaubens zu verstoßen.

Fabian Meyer während des Vortags
Foto: Förderverein Projekt Osthofen e.V.

Fabian Meyer ging auch auf die unrühmliche Rolle von Dr. Werner Best ein, der 1933 zum Staatskommissar für Polizeiwesen im Volksstaat Hessen ernannt wurde. Nicht nur nutzte er diese Position, um die Polizeikräfte auf die Linie der Nationalsozialisten zu bringen. Bereits 1931 hatte er in den sog. Boxheimer Dokumenten, benannt nach dem Boxheimer Hof unweit von Lampertheim, detaillierte Pläne für einen gewalttätigen Putsch der Nationalsozialisten gegen die Republik ausgearbetet. Diese Pläne sahen u.a. rücksichtsloses Vorgehen und Erschießungen politischer Gegner vor. Nur durch couragierte Gegner der NSDAP, namentlich etwa der hessische Innenminister Wilhelm Leuschner und dessen Pressesekretär Carlo Mierendorff gelangten diese Pläne an die Öffentlichkeit. So wurde bereits zwei Jahre vor der Machtübernahme der gewalttätige und menschenfeindliche Charakter der NSDAP publik.

Werner Best selbst nahm dadurch keinen Schaden. Zunächst machte er innerhalb der NSDAP Karriere und war im Zweiten Weltkrieg in den Holocaust verstrickt. In der späteren Bundesrepublik wurde er trotz mehrmaliger Verfahren nie zur Verantwortung gezogen und konnte überdies seine juristische Fachkenntis nutzen, um zahlreiche NS-Weggefährten vor Prozessen abzuschirmen.

Fabian Meyer während des Vortrags
Foto: Förderverein Projekt Osthofen e.V.

Die Aktionswoche "Verwehte Spuren - jüdisches Leben in Lampertheim" läuft vom 25. Oktober bis zum 9. November und findet in Kooperation mit der Amadeu-Antonio-Stiftung statt. Weitere Veranstaltungen finden Sie u.a. auf der Homepage der Stadt Lampertheim unter dem Reiter "Veranstaltungen".

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