Der Leiter der Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle, Michael Viebig, berichtet im Begleitprogramm zur Ausstellung „Bientôt la Liberté Nous Reviendra“ über die Aburteilung ausländischer Widerstandskämpfer, Zwangsrekrutierter und Wehrdienstverweigerer durch das Reichskriegsgericht. Dieses Gericht verurteilte u.a. 14 Elsässer und Lothringer zum Tode. Die Ermordung wurde im Zuchthaus in Halle vollstreckt.
Das 1842 als preußische Straf-, Lern- und Besserungsanstalt Halle eröffnete Strafgefängnis wurde 1933 zunächst als Schutzhaftort und Gefängnis für verschiedene Polizeibehörden und Gerichte genutzt. 1935 zu einem Zuchthaus umfunktioniert, bildeten dann vorwiegend aus politischen Gründen zu hohen Haftstrafen verurteilte Kommunisten und Sozialdemokraten die Mehrzahl der Insassen.
Mit Kriegsbeginn wurden zunehmend ausländische Gefangene eingeliefert, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die Widerstandshandlungen begangen oder Lebensmittel gestohlen hatten. Im Sommer 1942 wurde das ehemalige Lazarettgebäude zu einer Hinrichtungsstätte umgebaut, in der bis Kriegsende mehrere hundert Menschen aus insgesamt 15 Ländern Europas und aus Nordafrika mit einer Guillotine oder durch den Strang exekutiert wurden. Fast genau die Hälfte der Getöteten waren von Wehrmachtgerichten, allen voran dem seit Sommer 1943 in Torgau agierenden Reichskriegsgericht (RKG), verurteilt worden. Diesem obersten Gerichtshof der Wehrmacht oblag in vielen Fällen die Aburteilung ausländischer Widerstandskämpfer und Zwangsrekrutierter, jedoch auch Wehrdienstverweigerer, Fahnenflüchtiger und sogenannter Kriegsverräter. Insgesamt 14 Elsässer und Lothringer wurden in Halle enthauptet.
Der Vortrag zeigt am Beispiel des in Saverne (Zabern) wohnhaften Théodore Gerhards, welche Funktion das RKG im Gefüge der NS-Justiz besaß und wie es im Wechselspiel mit anderen deutschen Behörden agierte.
Der „Rote Ochse“ wurde im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit, im Sommer desselben Jahres abgelöst von der sowjetischen Besatzungsmacht. Ende 1950 erhielt das neugegründete Ministerium für Staatssicherheit der DDR Zugriff auf das Gefängnis und die ehemalige Richtstätte. Der Hinrichtungsraum wurde zu einer Wäscherei umgebaut, aus den Todeszellen wurde eine Küche. In den Etagen darüber befanden sich die Vernehmerräume der Staatssicherheit. Erst nach Ende der DDR konnte mit dem Aufbau einer Gedenkstätte am Ort der NS-Verbrechen begonnen werden.
Flyer der Ausstellung Freiheit-so nah so fern.pdf
Termin, Uhrzeit
Dienstag, 27. Juni 2017, 18.00 Uhr
Ort:
Gedenkstätte KZ Osthofen, Ziegelhüttenweg 38, 67574 Osthofen
Zielgruppe:
Alle Interessierten
Veranstalterin:
Landeszentrale für politische Bildung Rheinland Pfalz
Kooperationspartner:
Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale)
Information und Anmeldung:
Gedenkstätte KZ Osthofen, Tel.: 06242-910810, E-Mail: info@ns-dokuzentrum-rlp.de
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