Um im größeren Rahmen Unterstützung für das Projekt Osthofen zu erwirken, veranstaltete der Förderverein am 28. Oktober 1987 im DGB-Haus in Mainz ein Hearing, mit dem Ziel, der Forderung, Unterrichtsbesuche in KZ-Gedenkstätten durchzuführen, Nachdruck zu verleihen. Alle im Landtag vertretenen Fraktionen sprachen sich für eine Unterstützung des Projektes Osthofen und deren Forderung nach Gedenkstättenbesuchen aus, auch wenn konkrete Zusagen ausblieben.
Die deutlichste Position vertrat die Fraktion der GRÜNEN, die bereits vor der Landtagswahl 1987 in ihr Landesprogramm aufgenommen hatte, dass der Verein Projekt Osthofen durch Landesmittel bei der Schaffung eines Dokumentationszentrums für Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers unterstützt werden sollte.
Nach der Vereinsgründung forderte der neugewählte Vorstand die Landesregierungen in Rheinland-Pfalz und Hessen auf, das Gelände der ehemaligen Papierfabrik käuflich zu erwerben. Die Anfragen trugen bald erste Früchte. Am 25. März 1988 entschied der Landtag des Landes Rheinland-Pfalz, dem Förderverein Osthofen e.V. für 1988/89 einen Gesamtzuschuss von 190 000 DM zu gewähren, um in den Räumen des ehemaligen KZ Osthofen eine Gedenk- und Begegnungsstätte einzurichten.
Anmietung von Räumen
Mit diesem Geld konnten ab 1. August 1988 zwei Räume im Verwaltungsgebäude der ehemaligen Fabrik angemietet werden. In diesen Räumen wurden nach vorhergehender Renovierung ein Büro und ein Arbeitszimmer eingerichtet, in die zunächst Heribert Fachinger als Angestellter des Fördervereins, und einige Monate später auch Angelika Arenz-Morch, einziehen konnten. Die Arbeitsschwerpunkte lagen in der Archiv- und Grundlagenforschung, der Entwicklung und Förderung von Modellen, pädagogischer Begleitung von Gruppen im Rahmen der Jugendbegegnung, Entwicklung und Erprobung exemplarischer Lernangebote und unterstützender Methoden historisch-politischer Jugendbildung sowie der Öffentlichkeitsarbeit.
Vorankommen des Projektes
Die Präsenz „vor Ort“ war außerordentlich wichtig für das Vorankommen des Projektes. So konnte bereits am 30. Oktober 1989 eine erste Dokumentarausstellung in den Räumen des ehemaligen Konzentrationslagers Osthofen gezeigt werden. Auf insgesamt 14 Text-Bild-Tafeln wurde die Geschichte des Lagers von der Errichtung bis zur Schließung dargestellt, auch auf die Geschichte nach 1945 wurde eingegangen. Eine zusätzliche Tafel zeigte die bis dahin bekannten Namen aller ehemaligen Häftlinge.
Gemeinsam mit der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Koblenz vom 27. September 1989, die die Unterschutzstellung des gesamten Gebäudes und Geländes für rechtmäßig erklärte, erzielte die Ausstellung ein beachtliches Echo in der regionalen wie überregionalen Presse. Anlässlich eines Besuches in Osthofen erklärte der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Carl-Ludwig Wagner (CDU) den Willen der Landesregierung, die Gebäude und das Gelände des ehemaligen KZ in Osthofen anzukaufen. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stellte den damaligen Vorsitzenden des Vereins, Dr. Konrad Elsässer, im Juli 1990 mit halbem Dienstauftrag frei, so dass er die Geschäftsführung des Vereins übernehmen konnte. Manfred Helmes, stellvertretender Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz, übernahm den Vorsitz.
Am 7. Mai 1991 kamen die Verkaufsverhandlungen zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und dem Eigentümer des Geländes zum Abschluss: Das Land kaufte das Areal an der Bahnlinie und schuf damit die Voraussetzungen für die Errichtung einer Gedenkstätte im ehemaligen KZ Osthofen. Das Land hatte die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz als Trägerin des ehemaligen Konzentrationslagers benannt.
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