Ludwig Ebert wurde am 22. Juni 1867 in Fürth in Bayern geboren. Ab 1885 war er in Osthofen wohnhaft gemeldet. Dort heiratete er 1891 Philippine Hirsch, deren Eltern ein Schuhwarenhaus in Osthofen betrieben. Es ist wahrscheinlich, dass die beiden in den Anfangsjahren ihrer Ehe im dazugehörigen Wohnhaus in der Osthofener Hauptstraße 34 lebten, bevor sie später ihr stattliches Wohnhaus in der Schwerdtstraße 13 bezogen. 1892 wurde die gemeinsame Tochter Flora Hilda geboren, 1895 Sohn Arthur.
Seit 1886 arbeitete Ludwig Ebert als Prokurist in der von Gustav Rumpel 1872 gebauten „Papier- und Pappdeckelfabrik“ im Ziegelhüttenweg 50 (heute 38) in Osthofen. Spätestens ab 1893 gehörte das Gebäude zunächst als „Papier-Manufactur Mannheim“, später als „Papierfabrik Osthofen“ Josef Kahn. Seit Dezember 1925 lautet der Name der Firma „Papierfabrik Osthofen AG“. Für sein 25-järhiges Firmenjubiläum wurde er dort 1911 geehrt. Neben seiner dortigen Tätigkeit als Prokurist war Ludwig Ebert mit seinem Sohn Arthur Inhaber des „Papierwerks Ludwig Ebert & Sohn“ in der Jahnstraße 32 in Osthofen.
Ludwig Ebert war ein engagierte Osthofener Bürger. So war er zeitweise 1. Vorsitzender der AOK, gehörte seit 1925 dem Vorstand der Osthofener Synagoge an, war ortsansässiger Geschäftsmann und als Mitglied der DVP sowie Loge politisch engagiert. Die alteingesessene jüdische Familie war den neuen nationalsozialistischen Machthabern ein Dorn im Auge, so hieß es in einem Werkschutzbericht aus dem Jahre 1937: „Der Jude Ebert verstand es, als er noch in Osthofen wohnte, sich durch geldliche Unterstützung ärmerer Leute Sympathien zu verschaffen. Politisch Angehöriger der Deutschen Volkspartei hat er aber auch die Linksparteien unterstützt, 1933 war er vorübergehend im Konzentrationslager Osthofen inhaftiert.”
Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager Osthofen verließ Ludwig Ebert im Jahre 1934 Osthofen und zog nach Worms; seine Frau Phlippine war bereits 1933 verstorben. Dort war er vom 22. März 1934 bis 13. Dezember 1938 in einer Wohnung in der Kriemhildenstraße 20 gemeldet. Im Haus von Isidor Kiefer waren weitere jüdische Familien wohnhaft. So ist anzunehmen, dass Haus und Bewohner nicht vom Novemberpogrom 1938 verschont blieben, denn kurz darauf -am 13. Dezember 1938- verzog Ludwig Ebert nach Frankfurt und betrieb von dort seine Auswanderung. Sein Papierwerk in Osthofen hatte er vor 1938 bereits verkauft.
Am 5. Mai 1939 verließ er Deutschland und wanderte in die Niederlanden aus. Aber auch hier war er vor der Gestapo nicht sicher. Die Geheime Staatspolizei in Frankfurt beantragte im Jahre 1941 beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin seine Ausbürgerung. Im Frühjahr 1944 wurde er inhaftiert: Vom 15. bis 23. März 1944 war Ludwig Ebert im Sammellager Westerbork interniert, von wo aus er am 23. März 1944 nach Ausschwitz deportiert und dort drei Tage später, am 26. März 1944, ermordet wurde.
Heute erinnert ein Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof in Osthofen an ihn.
Quellen: Auswärtiges Amt Ausbürgerungsantrag Liste 219 Nr. 31 1940-1943 Akte 83-76; Online Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland 1933-1945 (http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html.de?result#frmResults, Zugriff: 6.03.2013); www.wormserjuden.de/Biographien/Ebert-1.html(Zugriff: 4.10.2012); www.alemannia-judaica.de/osthofen_synagoge.htm (Zugriff: 4.10.2012); Hessisches Staatsarchiv Darmstadt G12 B9/9; Yad Vashem; Stadtarchiv Osthofen; Walter Konrad ; Birgit Jäger; Irmgard Offen; Standesamt Osthofen; Standesamt Worms; Stadtarchiv Worms Pässe 1933-40 13/2209; Dr. Karl und Annelore Schlösser; Erinnerungsbericht Hans Hein vom 3.10.1977, Karl Schreiber Nachlass im Archiv des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-45 e.V.
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